
Liebe und Hass
Kinder sind ein Geschenk. So „schockierend“ der Moment zunächst vielleicht sein mag, in dem Männer erfahren, dass sie Väter werden – und damit ein Stück Freiheit, Wildheit, Unabhängigkeit einbüßen – so bereichernd sind die Kleinen doch für das ganze eigene Leben. Doch es gibt Momente. Momente, in denen ich nicht alles rosig sehen kann. In denen ich auch mal Wut empfinde, in denen ich die Kids nicht mag. So ist das zwischen Menschen manchmal.
Ich liebe meine Kinder
Jedes Mal, wenn ich sie lächeln sehe, wenn wir uns umarmen, zusammen spielen, kuscheln, uns nah sind, ich sie beobachten darf wie sie durch ihren eigenen Welt gehen, Vater/Mutter/Kind spielen, von sich und ihren Erlebnissen erzählen (beziehungsweise es sich so anhört als würden sie es tun) und in jedem weiteren Moment, der mir zeigt, was eigentlich wirklich wichtig ist im Leben. Wichtig im Vergleich zu den Sorgen oder Schuldgefühlen, die mir, die uns doch im Alltag so häufig begegnen. Uns allen.
Meine Kinder sind für mich wie eine Lichtung, die ich so gerne betrete, wenn ich im unwegsamen Wald unterwegs bin. Dort, wo es kalt ist. Wo ich auch mal stolpere. Wo ich nicht immer weiß, in welche Richtung ich gehen soll. Wo ich mich und alles um mich herum vor lauter Bäumen manchmal gar nicht wahrnehme. Und dann gehe ich auf das Licht zu – es ist so warm, so hell, die Vögel zwitschern, ich blinzle, lege mich ins weiche Gras, schließe die Augen… Und genieße den wunderbaren Moment. Spüre wie die Sonne mich wärmt, wenn sie mir ins Gesicht scheint.
So fühlt es sich oft an, wenn ich von der Arbeit heim komme und das Kinderzimmer betrete. Im Hintergrund läuft Musik, die Kinder spielen Puppen oder Duplo und lächeln mit entgegen. Ich lege mich dazu auf den Spieleteppich – und genieße einfach😍
Ich hasse meine Kinder
(nur vorübergehend und manchmal, aber ich kann es nicht abstreiten!)
Jedes Mal, wenn ich nachts in 0,2 Sekunden aus dem Schlaf gerissen werde durch Geschreie (nicht „Gejammere“, nein, sondern hysterisches und bewusstes Geschreie), einen Fuß in meinen Weichteilen oder in meinem Gesicht oder dezente „Papaaaaa“-Rufe aus dem übernächsten Zimmer – weil jemand Fünfjähriges nachts um drei feststellt, dass die Hörspiel-CD ja gar nicht mehr läuft🧐. Oder das es, welch Überraschung, dunkel ist. Oder sie alleine im Bett liegt…
Jedes Mal, wenn ich keine 30 (!) Sekunden weiter als 1m Abstand zum Kind haben darf, weil sonst sofort geheult wird. Wenn ich das Baby manchmal sogar durchgehend am Körper tragen muss, damit es ruhig ist (und es merkt es, wenn ich es weg legen möchte, auch wenn es schon schläft…🤦♂️).
Jedes Mal, wenn auch die dritte Aufforderung sich anzuziehen konsequent überhört wird, bei Zeitdruck am Morgen gefühlt extra getrödelt wird und die eigene Mission zu sein scheint, immer genau das Gegenteil von dem zu tun, was Papa möchte.
Sich mit meinen Kindern zu einigen kommt mir manchmal wie ein vertüdelter Knoten in den Schnürsenkeln vor, den ich nur schwer öffnen kann. Ziehe ich an einem Ende, um ihn zu lösen, zieht sich der Knoten nur noch fester. Je ungeduldiger ich dabei werde, desto mehr Ruhe und gelassenes Fummeln bräuchte es, um ihn am Ende doch noch zu lösen. Natürlich kann ich den Schuh auch mit Gewalt ausziehen – doch der Knoten bleibt. Hier die Ruhe zu bewahren, bringt mich ehrlich gesagt schon manchmal an meine Grenzen.
Was überwiegt denn nun?
Ich lese zur Zeit das Buch „Gespräche mit Gott„* von Neale Donald Walsh – Ich hätte NIE gedacht, dass ich sowas mal lese… (nicht abschrecken lassen vom Titel, es ist SEHR empfehlenswert)
Darin steht, dass es mit der Liebe ist, wie mit der Farbe weiß: Liebe ist nicht frei von anderen Gefühlen wie Wut oder Trauer – so wie weiß nicht frei von anderen Farben wie grau oder schwarz ist. Liebe ist vielmehr die Summe aller Gefühle, so wie weiß die Summe aller Farben ist!
Kinder sind wie sie sind. Wir Erwachsenen ja auch. Als Papa bin ich sicherlich auch nicht immer leicht zu ertragen mit all meinen Macken…
Ich neige manchmal dazu, die schönen Seiten mit Kindern als (zu) selbstverständlich hinzunehmen. Ich neige ebenso dazu, die herausfordernden Seiten als (zu) präsent wahrzunehmen. In einer Welt, in der Zeitungen fast ausschließlich negative, Aufmerksamkeit erhaschende Schlagzeilen schreiben, in der Menschen mehr meckern über Dinge, die sie nicht haben (statt sich zu freuen über die Dinge, die sie haben) und in der eine politische Tendenz zu beobachten ist, die mehr und mehr auf das ICH als auf das WIR zusteuert, rutsche ich schnell mal in eine negative Perspektive ab.
Mich fortwährend daran zu erinnern, auf das Positive zu schauen, das was DA ist, was das Leben lebenswert macht, das Lebendige – das möchte ich als Papa leben. Und noch viel wichtiger: Das möchte ich meinen Kindern weitergeben. Ich muss und möchte mich täglich daran erinnern – denn das ist es mehr als wert!
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[…] schnell mit Situationen abschließen können (es geht allerdings auch genau andersrum) […]