Lust auf Thailand: Mit 2 Kids durch die Welt – Teil 3 (Khao Lak)

Lust auf Thailand: Mit 2 Kids durch die Welt – Teil 3 (Khao Lak)

13. Februar 2019 0 Von Niels

Im dritten Teil könnt ihr euch selbst ein Bild unserer Unterkunft machen, die 2004 komplett vom Tsunami weggespült wurde – und die bemerkenswerte Geschichte dahinter erfahren. Zudem müssen wir hier etwas tun, das wir unser Leben lang anders gelernt haben – achtung, es geht um ein Tabuthema. Dazu passen meine ersten Erfahrungen auf einem Moped – und das im Linksverkehr 😱 … Die Thais scheinen eine skurrile Penis-Affinität zu haben und außerdem geht in Khao Lak unverhofft eine der größten N64-Fantasien in Erfüllung: Wir nehmen live an einem waschechten Mario-Kart-Rennen teil 😂

Die Coconut Homes – schöner Ort mit tragischer Geschichte

Wir erreichen die Coconut Homes in Khao Lak nach einer sicheren, ruhigen Fahrt. Ich erwähne das, weil sich das beim nächsten Mal radikal ändern sollte 😂 An anderer Stelle mehr dazu…

Wir haben für knapp 100€/Nacht für uns 5 einen Familienbungalow gemietet. Zwar ist dies wieder etwas teurer als in Naiyang, dafür lohnt es sich:

Wir haben ein kleines „Häuschen“ für uns inkl. Küchenzeile – also eine Art Camping. Und das gefiel uns schon immer! Bestimmt haben wir 8 der letzten 10 Urlaube mit dem Wohnmobil unternommen… Flexibel beim Essen: Gemüse, Obst, Frisches auf Märkten etc. kaufen, essen wann wir wollen…

Wir haben hier außerdem einen wunderbaren Pool (durchaus „ganztägig abhängwürdig“) und obacht: Eine „Kaffee & Kuchen“-Rezeption mit Siebträgermaschine 😋 …und die findet man in der Gegend nicht sehr häufig. Ich denke, ich spreche anderen Eltern da aus der Seele: Solange es g’scheiten Kaffee gibt, lässt sich alles andere auch irgendwie ertrage…äähhh managen 🤪

Doch seht selbst:

Die Coconut Homes gehören Frank Wetzig aus Deutschland. Er wohnt nun schon seit fast 30 Jahren in Thailand. Heute ist er glücklich verheiratet und hat 2 reizende Söhne mit seiner hier geborenen Frau. Doch „Franky“, wie er eigentlich von allen genannt wird, hat einiges mitgemacht. Besser gesagt überstanden. Mit „einiges“ meine ich wirklich Erlebnisse, die man seinem schlimmsten Feind nicht wünscht.

Franky war (leider) mittendrin, als 2004 mit dem Tsunami eine der tödlichsten, wenn nicht DIE tödlichste Naturkatastrophe über asiatische und z.T. afrikanische Küstengebiete hereinbricht (über 230.000 (!) Tote insg.).

Als er morgens um kurz nach 9h von der gespenstisch schwarzen und unerbittlichen Flutwelle aus seinem Bett gespült wird, entgeht er selbst zwar am Ende knapp dem Tod – nicht so jedoch seine Eltern und ebenso wenig die allermeisten seiner Nachbarn… Kaum zu glauben, aber Franky rappelt sich wieder auf. Ein echtes Kämpferherz.

Ein Artikel der Bildzeitung von 2014 hängt groß ausgedruckt neben der Rezeption – im Jahre der Wiedereröffnung der Coconut Homes. Franky hat alles wieder aufgebaut. Und wir schlafen nun für 5 Nächte hier. Irgendwie ein mulmiges Gefühl. Und zugleich ein stolzes – ein winzig kleiner Teil der Mission eines Mannes sein zu dürfen, der nicht aufgegeben hat, der dem Schlechten sogar Gutes abgewinnen kann. Das nenne ich Konstruktivismus live und in Farbe. Hut ab, Franky und danke. Ich lerne von dir und hoffe, dass viele andere dies auch tun.

Franky Wetzig und ich
Ungewollte Komfortzonen-Erweiterung

Es ergibt sich zum ersten Mal eine andere Bettenaufteilung. Da wir statt einem breiten Doppel- und einem Einzelbett hier zwei normalgroße Doppelbetten haben, würde es mit beiden Eltern und Kids in einem davon zu eng werden. Ich „ziehe also aus“ und rüber zu Kim. Das heißt zugleich: Schlafen ohne Klima (erkältungstechnisch total sinnvoll, bequemlichkeitstechnisch eine Katastrophe). Es folgen schwitzige Nächte, das (hitzebedingt) früheste Aufstehen bisher (7.45h) sowie kleinere Klima-Scharmützel des nachts – auf heimliches Einstellen der Klima durch den Einen folgt heimliches Ausstellen selbiger durch den Anderen 😂 🤧 🤦‍♂️

Doch der Hammer ist: Selbst Toilettenpapier darf hier nicht ins Klo geworfen werden, sonder in den Papierkorb! Verstopfungsgefahr. Das verstehen wir erst jetzt, da es auch auf Deutsch bzw. Englisch im Badezimmer ausgehängt steht. In Naiyang hing halt nur auf nur Thai, in Kamala gar nichts.

Und jetzt mal ganz ehrlich, auch wenn ich keine zu intensiven Bilder in deinem Kopf erzeugen möchte: Wann in aller Welt hast Du in deinem bisherigen Leben jemals das Toilettenpapier nicht unmittelbar ins Klo fallen lassen, nachdem du fertig mit Abputzen warst?!?!

In der Hoffnung also, dass ich damit nicht alleine bin: Ich finde das extrem gewöhnungsbedürftig – da werden wirklich jahrelang und hart einstudierte Automatismen unterbrochen… Persönlichkeitsentwicklung par excellence also, erneut danke, Franky 🤣

Die Mücken sind hier gefühlt aggressiver und ab Tagesbeginn da. Wir beginnen also früher mit dem abwechselnden Eincremen der Kids mit Sonnen- und Mückenzeug. Weniger stechend, dafür umso mehr nervend sind allerdings die mind. 1 Million Fliegen, die uns beim Frühstück draußen belagern… Diesen Teil werde ich hier definitiv nicht vermissen…

Coconut Beach & Moped-Action

Der Coconut-Beach ist angeblich der schönste der Gegend. Wir stellen fest: Auf jeden Fall ist er der „älteste“, den wir bislang sehen. Weit und breit viele ältere und alte Menschen – ihr gemeinsames Merkmal: keine Kinder 👍 . Am ersten Tag sind wir die Einzigen mit, im Laufe der restlichen Zeit vor Ort sehen wir aber am Strand nicht viel mehr als eine handvoll Kids.

Wer kennt das Gefühl, von allen Seiten (missbilligend) angestarrt zu werden, sobald man mit seinen (vergleichsweise lärmenden) Kids „die Bühne“ betritt? Bitte mal kurz mental Mitgefühl schicken – ok, danke.

Ansonsten ist es tatsächlich ein recht steiniger Gang ins Wasser, steiniger zumindest als wir es gewohnt sind bislang. Dafür ist ein Fußmarsch gefühlt bis zum Horizont möglich, so flach ist es. Nicht falsch verstehen: Hier ist es auch sehr schön – ich jammere auf hohem Niveau. Hier hängen viele Schaukeln an Palmen, denen sich jung und jünger erfreuen.

…und dann wirds wirklich mutig – zumindest für mich

An dieser Stelle wollte ich von dem Wagemut berichten, sich mit Kindern im thailändischen Linksverkehr (sowie thailändisch kreativer Fahrweise) Fahrräder zu leihen. Jahaa, das haben wir wohl getan 🤟

Mal mehr erfolgreich (erste Tour zum Supermarkt):

Spektakulär: Die erste Radfahrt „auf links“

Mal weniger erfolgreich: Der Ausflug zum Wasserfall „Sai Ruang“ sowie Andaman-Aussichtspunkt wird zwischendrin abgebrochen und für gescheitert erklärt. Sora hat schlicht keinen Bock mehr, schon gar nicht auf den Seitensetreifen der Hauptstraße, auf dem uns alle 2min ein stinkender Laster überholt… Wir drehen um. Kids first!

Es muss also eine andere Lösung her. Ein bisserl was sehen wollen wir ja schließlich. Und weil es sich…

  • für 300 Baht/Tag (ca. 8-9€),
  • direkt an der Rezeption buchbar,
  • Helme inklusive,
  • und insg. einfach komplikationslos (an dem Prüfen des Führerscheins ist hier eh niemand interessiert, auch wenn ich in tugendhafter Manier artig nachfrage…)

…einfach anbietet: Leihen wir uns halt einen Roller 😱 . Besser gleich 2. Zu 5. haben wir hier durchaus schon Familien fahren sehen auf einem Ofen, aber das ist uns zu heiß. Für mich ist es anfangs eh eine riesen Überwindung. Noch nie zuvor bin ich Roller selbst-, immer nut mitgefahren. Noch nie zuvor bin ich überhaupt im Linksverkehr unterwegs gewesen. …und dann auch noch mit Kids drauf! Zum Überdruß mit einem motorraderfahrenen und von Natur aus mutigen Schwager „im Nacken“, der nicht müde wird die eigene Leichtigkeit bei der Sache zu demonstrieren 😆 😉

Nach der ersten doch zittrigen Fahrt macht es aber schnell Spaß. Riesigen Spaß sogar. Und da der Liter Sprit hier etwa 0,70€ kostet, holen wir aus der 24h-Leihe das Beste raus. Wieder über den eigenen Schatten gesprungen – wieder hats sich ausgezahlt 🤩 (hatte ich erwähnt, dass wir hier 125er-Maschinen fahren, die in Deutschland unter „Kleinkraftrad“ laufen und einen extra Führerschein erfodern bei uns? …lasse ich besser)

Beim Mopedfahren hatten wirklich alle Spaß
…und ohne wären uns definitv ein paar Highlights entgangen
Highlights in Khao Lak und Umgebung – und Penisse

Khao Lak Nachtmarkt. Obwohl hier etwa soviel los ist wie in Kamala, ist die Quote deutschsprachiger Touris doch gefühlt so hoch wie in den Coconut Homes: 90%. Zuviel gleichsprachige Mitmenschen um mich herum schmählern doch ein klein wenig das Urlaubsfeeling… 🤔

Kurios: Die Thais scheinen eine gewisse Penis-Affinität zu haben. Neben exhibitionistischen Figuren, die dem Sänger von „Whoopa Gangnamstyle“ recht ähnlich sehen, sieht man den Fallus oft als – Seife

„Guck mal, Kim“, grinse ich und halte ihm ein kleines Exemplar entgegen. „Ooohh, have bigger one“, kommt die Verkäuferin angestürmt und wedelt mir mit einem wirklich großen Stück Seife entgegen. Entgegen ihrer seriösen Miene dabei müssen Kim und ich doch schon herzlich lachen 😂 Der Situationskomik war damit mehr als genüge getan…

…bevors mir keiner glaubt: Whoopa Gangnamstyle

…tatsächlich scheint es in Asien generell eine Art Verehrung der Fruchtbarkeit zu sein, auf der dieser Kult fußt. Ich recherchiere nur kurz und stoße u.a. auf wahrhaftige Rituale und Festlichkeiten in diesem Zusammenhang. Was da genau geschieht, möchte ich gar nicht weiter wissen – lasse mich aber gerne aufklären, falls du es weißt 🙂

Natüüüürlich schauen wir uns auch in Khao Lak Tempel an. Tatsächlich steht gefühlt alle 5km ein überdimensional großes Tempelgelände. Ich empfinde jedes Mal ein Gefühl der Demut, wenn ich Bauten dieser Ausmaße gegenüber stehe oder sie betrete. Das geht mir in großen Kirchen ebenso. Der Mensch scheint seit jeher mit materieller Größe die hohe Bedeutung einer Sache für ihn ausdrücken zu wollen. Ist ein Tempel also nun ein Statussymbol?! Zumindest in Thailand empfinde ich es als noch beeindruckender, setzt man diese Dimensionen in Relation zur allgemeinen Entwicklungssituation der Gesellschaft…

Der Andaman Viewpoint ist seine steinige Anfahrt einfach wert. Inmitten des tropischen Waldes werden wir mit einem tollen Ausblick auf selbigen ink. dem Meer am Horizont belohnt. Im Video wird das noch ein wenig deutlicher.

Kids, Family und sonst so

Die Kinder scheinen insg. akklimatisiert. Die Nächte sind im Vergleich zum Reisebeginn ruhiger, auch wenn selten vor 22h Ruhe ist. Es ist aber auch einfach sauwarm hier.

Wir haben ähnliche Situationen wie zu Hause. Gutes Zeichen eigentlich. Wenn auch anstrengend manches Mal 🤯 😬 Zwei (energiegeladenen) Kindern je 50% Aufmerksamkeit zukommen zu lassen ist eine absolute Milchmädchenrechnung… Aus der einen oder anderen platzt es eigentlich immer raus, wenn nicht parallel. Ob Geschreie, Geheule oder sonstige Ausraster – cool zu bleiben ist wahrscheinlich per se eine der wesentlichen Herausforderungen als Eltern, haha.

Sonst so:
  • Ich lerne US-Amerikaner kennen, die in Schanghai leben. Sie klären mich über die Neopren- bzw. UV-Anzüge der Chinesen auf (siehe Kamala): Dort möchte man möglichst bleich bleiben, um sich von den unterschichtigen Arbeitern auf den Reisfeldern abzugrenzen – verrückte Welt
  • Wir haben nun immr ein Familienpaket trockengepresste Tütennudeln dabei: Heißes Wasser drauf, Würzmischung rein, fertig. Back to Uni- und Schulzeit 😁
  • Während mein Wechsel von 30er- auf 20er-Sonnenmilch sich nicht zu rechnen scheint (Hautrötung, leichter Sonnenbrand etc.), ist Eni bereits seit dem gefühlt 3. Tag braun wie ne Vollmilchschokolade… Müssen des Mutters Gene sein 🤔
  • Wer mal ne gute Adresse für Taxen in Khao Lak braucht, ich hab vorrecherchiert:
    goodtaxikhaolak@gmail.com
    cheaperkhaolak1@gmail.com (Boss, für den Nervenkitzel))
    krabitoptransfer@gmail.com

Ich raste aus: „It’s me, Maario“

N64-Fans aufgepasst: Unsere Fahrt zur nächsten Unterkunft in Krabi (ca. 2,5 Std. für 3000 Baht bzw. 85€) fühlt sich an wie Mario Kart. Bereits beim Start scheinen wir durch eines der „Fragezeichen-Felder“ einen dieser Sterne abbekommen zu haben, mit denen man schneller fahren kann und unbesiegbar wird.

Unser Fahrer ist jung, vielleicht MItte 20. Je knapper er überholt, desto mehr Punkte scheint er zu bekommen . In der Kurve drückt er sicherlich R2 (N64) und slided mit den Hinterreifen, um noch schneller herum zu kommen.

Er heißt wohl nicht umsonst „Boss“. Kein Scherz, genau SO hat er meine Reservierungsmail bestätigt, als Boss 🤣. Nach 15min bin ich mir sicher: Bei Ankunft brauche ich einen Spuckeimer.


Ich sehe ein: Die eigene Situation lässt sich i.d.R. nur durch Handeln verändern: Love it, change it or leave it. Ich liebe es nicht und aussteigen bei voller Fahrt geht auch schlecht.

Deutliche Worte an den Boss in bestem Thai-Englisch verschaffen tatsächlich Besserung: „Hey Mister“ Er hört mich. „You drive slowly please. WE AFRAID“ Er nickt. Ob ers verstanden hat? Ich denke schon, denn ab dann ist es eine angenehme Fahrt – in der 50er Zone fährt er nur noch 70-80, statt 120 😝.

Wir kommen tatsächlich in Krabi bzw. Ao Nang an – und stellen fest, dass wir am Arsch der Welt wohnen 🤦‍♂️. Zu Fuß oder Rad ist hier nichts zu holen, nicht mit Kindern, Mist. In guter alter Wickie-Manier reiben wir uns ein paar Mal die Nase und finden auch dafür eine Lösung – mehr dazu im nächsten Teil.